Politik
AfD möchte Erfurter Verhältnisse in Kassel
Kassel für alle wirbt für offene Stadt
Kassel für alle (Quelle: heldmann.photography)
GDN -
Die Kasseler Kreisgruppe der immer weiter an den äußersten rechten Rand des Parteienspektrums strebende “Alternative für Deutschland“ führt ausgerechnet unmittelbar neben einer Flüchtlingsunterkunft eine Veranstaltung zum, von ihr gesehenen, “Asyl-Chaos“ durch.
Manfred Mattis, Vorsitzender der Kasseler AfD, ist nicht gerade bekannt dafür, Berührungsängste mit Neonazis, Deutschnationalen und anderen Rassisten zu haben. Im Winter war er regelmäßiger Redner bei den Veranstaltungen des Kasseler Pegida-Ablegers, obwohl von Beginn an bekannt war, dass der Organisator der montäglichen Kundgebungen, Michael Viehmann, im Internet dazu aufrief, Bundeskanzlerin Merkel ganz im Sinne der von ihm angeblich bekämpften islamistischen Terrortruppen “zu steinigen“ und sie als “Vieh“ diffamierte. Dazu ergoss er sich in antisemitischen Tiraden gegen das “Judenpack“.
Auch die Nähe von Spitzenkadern der Alt- und Neonaziszene wie der hessischen NPD oder der gewaltbereiten Kasseler Gruppe “Sturm 18“ bei den Pegida-Kassel-Veranstaltungen störte Mattis nicht. Nachdem sich diese Veranstaltungen inzwischen selbst aufgelöst haben, sucht der AfD-Sprecher nun ein neues Feld, um mit seinen politischen Freunden Hass und Unruhe in die nordhessische Großstadt zu tragen.
In Erfurt hat die dortige AfD wiederholt zu Demonstrationen gegen Asylsuchende und Kriegsflüchtlinge in Deutschland aufgerufen, bei denen es regelmäßig zu Gewaltexzessen durch die rechtsextremistischen Teilnehmer kommt. So berichtete etwa die Süddeutsche Zeitung von Steinwürfen und Hassparolen gegen die freie Presse und Politiker. Auch wurden wiederholt Journalisten von Demonstrationsteilnehmern angegriffen und verletzt. Das sind für Mattis “Demonstrationen mit gutem Erfolg“, wie er in einem Aufruf zu einer Veranstaltung schreibt. So etwas streben er und seine Parteifreund auch für Kassel an, denn sie wollen “unser Anliegen auch auf der Straße in Form von Demonstrationen kundzutun“.
Und das Feindbild ist eindeutig: “Muss das Staatsvolk hinnehmen, wenn durch eine schrankenlose Zuwanderung enorme Mengen Menschen aus anderen Kulturkreisen zu uns kommen, welche voraussichtlich nur sehr bedingt integrationsfähig und vor allem integrationswillig sind?“ Damit auch der Letzte versteht, dass es gegen Schutzsuchende aus Kriegsgebieten und politisch Verfolgte geht, spricht die AfD Kassel auf ihrer Homepage von “Asyl-Chaos in Kassel!“ und lädt zur Planung ihrer Demonstrationen in einer Gaststätte unmittelbar neben einer Flüchtlingsunterkunft für Familien ein.
Rund 50 Personen, die meisten davon längst im Rentenalter, haben sich im Hinterzimmer der Gaststätte versammelt, als Mattis die Veranstaltung eröffnet. Gleichzeitig stehen auf der Straße in Sichtweite der Flüchtlingsunterkunft etwa 250 Kasseler Bürger, die einem Aufruf des breiten Bündnisses “Kassel für alle - Kassel bleibt bunt“ gefolgt ist. Obwohl die AfD-Veranstaltung erst kurzfristig bekannt wurde und nur rund ein Tag blieb, um für die Veranstaltung für ein Miteinander zu mobilisieren, kamen zahlreiche Menschen aus allen Altersschichten, um im strömenden Regen zu zeigen, dass die nordhessische Großstadt eine offene Stadt ist, in der Menschen aller Nationalitäten ihren Platz.
An den Fenstern der Unterkunft standen zahlreiche der Schutzsuchenden. Sie konnten trotz der Entfernung offensichtlich erkennen, dass sie für die, die dort auf der Straße standen, willkommen sind. Denn sie beantworteten das Winken der Kundgebungsteilnehmer ihrerseits, indem sie zurück winkten. Redner wie der DGB-Vorsitzende Rudolph und der Landtagsabgeordnete Frankenberger machten in aller Klarheit deutlich, dass die große Mehrzahl der Bürger Kassels nicht verzagt ist, sondern anpackt und mithilft, den Flüchtlingen ein Willkommen zu bereiten und ein Leben ohne Angst vor Krieg, Folter und Verfolgung zu bieten. Michael Rudolph, der im Winter bereits anlässlich der Pegida-Aufmärsche zahlreiche Kundgebungen des Bündnisses "Kassel für alle" organisierte, gab zum Abschluss der Hoffnung Ausdruck, dass diese Kundgebung ein Einzelfall bleiben möge. Und in der Tat ist bei der riesigen Hilfsbereitschaft von Vereinen, Kirchen und vielen Hundert Einzelpersonen nicht vorstellbar, dass es ein Häuflein Gestriger von der AfD schaffen kann, die positive Grundstimmung den Schutzsuchenden gegenüber zu kippen.
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