Politik

Zenith überschritten - Kagida-Teilnehmerzahlen stark rückläufig

Mehr als 300 bei Gegendemonstration


300 bei Kundgebung "Kassel für alle" (Quelle: vista-images)
Das kleine Häuflein bei "Kagida"
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GDN - Nur 66 Teilnehmer wurden bei der fremdenfeindlichen “Kagida“-Kundgebung in Kassel gezählt. Damit sind die Zahlen etwa wieder auf dem Stand der ersten Kundgebungen. Bei der Gegenveranstaltung schätzte die Polizei die Teilnehmerzahl auf 300.
Vorne Gegen-, hinten Kagidademonstranten
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Nachdem schon in der letzten Woche die Teilnehmerzahl von “Kagida“, einem Versuch, die Dresdner “Pegida“ zu imitieren, gegenüber den Kundgebungen zuvor markant rückläufig war, haben sie an diesem Montag in etwa den Stand der ersten dieser von Kasseler AfD-Politikern initiierten fremdenfeindlichen Veranstaltungen erreicht. Während die Polizei die Teilnehmerzahl auf etwa 80 schätzte, ergab eine Zählung anhand eines beim so genannten Spaziergang aufgenommenen Videos exakt 66 Teilnehmer. Gründe für den Rückgang der Zahlen dürfte es mehrere geben.
Was hat Kagida damit geplant?
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Auch für das durch “Kagida“ angesprochene Klientel, also Menschen, denen alle Veränderungen ihrer gewohnten Umwelt suspekt sind, die sich nach einer Kuschelatmosphäre der Fünfziger mit D-Mark und geschlossenen Grenzen, ohne alles Fremde und vor allem ohne die Komplexität unserer heutigen Zeit sehnen, wird es irgendwann langweilig, sich Montag für Montag gegenseitig zu bestätigen, dass alle Politiker “Volksverräter“, die Medien eine “Lügenpresse“ und nur sie, zwar eine marginale Gruppe, “das Volk“ seien. Selbst die bei der heutigen Kundgebung vom regelmäßigen Hauptredner, dem Kasseler AfD-Sprecher Manfred Mattis, als großartigen Erfolg gefeierte Aufwertung der Politikverweigerer durch den Pegidatalk des SPD-Vorsitzenden und Vizekanzlers Gabriel dürfte nur einen begrenzten Mobilisierungserfolg zeigen. Denn vielen der Teilnehmer, übrigens zu rund 95% Männer, bleiben Politiker auch weiterhin suspekt, wie die Reaktionen zeigten.
Antwort auf die "Lügenpresse"
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Weitere Gründe für den Teilnehmerrückgang liegen in dem an diesem Abend erstmalig unternommenen Versuch, auch in Frankfurt am Main mit “Fragida“ etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen. Die sonst einen nicht unerheblichen Teil der Kassler Teilnehmer stellenden NPD-Kader hatten dieses Mal nach Frankfurt mobilisiert. Da der erste Versuch von “Fragida“ allerdings grandios gescheitert ist, bleibt zu beobachten, ob die hessischen Neonazis und Burschenschaftler sich wieder gen Norden orientieren. Auch die sonst regelmäßig erscheinenden Rechtsextremisten aus dem Eichsfeld waren an diesem Montag nicht zu sehen, aus welchen Gründen auch immer.
Für eine bunte Stadt
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Im Vergleich zu anderen Städten, Marburg mit 5000, Wiesbaden mit 8000 und Frankfurt an diesem Abend mit 16.000, ist die Teilnehmerzahl in Kassel auch bei den Gegendemonstrationen eher gering. An diesem Montag waren es ca. 300, die für ein “Kassel für alle“ demonstrierten; in der Regel kommen um die 500 zu diesem Anlass. Erst einmal waren es über 2000 Menschen, als ein breites Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Islamverbänden und anderen Religionsgemeinschaften aufgerufen hatte. Einen ähnlichen Aufruf gibt es auch wieder für kommenden Montag. “Gegen religiösen Fanatismus, Rassismus und Antisemitismus behaupten wir die Werte Europas und des Grundgesetzes, die Geltung der Menschenrechte und aus aktuellem Anlass insbesondere die Freiheit der Presse und die Freiheit der Kunst, der Satire.“, heißt es in dem bisher von Ausländerbeirat, Oberbürgermeister, CDU, GRÜNE, SPD unterzeichneten Aufruf. Die Kundgebung soll allerdings nicht als Gegenkundgebung zu “Kagida“ stattfinden, sondern bereits um 16 Uhr vor dem Kassler Rathaus. Unter anderem soll dort auch Oberbürgermeister Hilgen sprechen.
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