Politik

Wieder ver.di-Warnstreiks bei Kommunen und Bund

7000 bei zentraler Kundgebung in Kassel


Warnstreik unter dem Motto "Wir sind es wert" (Quelle: vista-images)
Frank Bsirske bei der Kundgebung in Kassel
(Quelle: vista-images)
GDN - Die Gewerkschaft ver.di hat für diese Woche erneut zu Warnstreiks bei Kommunen und Bund aufgerufen. Am Mittwoch fand die zentrale Kundgebung, auf der ver.di-Vorsitzender Frank Bsirske vor 7000 Gewerkschaftern sprach, in Kassel statt.
ÖPNV und Gesundheitswesen im Streik vereint
Quelle: vista-images
Begrüßt und eingestimmt von Hessens Landesvorsitzenden der Gewerkschaft, Jürgen Bothner, versammelten sich rund 1000 Warnstreikende aus dem Gesundheitswesen morgens ab 8 Uhr am Kasseler Klinikum. Von dort marschierten sie zu einem der zentralen Verkehrsknotenpunkte der nordhessischen Großstadt, dem Altmarkt. Weitere Sternmärsche waren, wie schon eine Woche zuvor, am Betriebshof der Kasseler Verkehrsgesellschaft in Bettenhausen und am Rathaus gestartet worden.
Jürgen Bothner eröffnet den Streiktag am Klinikum
Quelle: vista-images
Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen wehren sich
Quelle: vista-images
Auch viele Auszubildende unter den Teilnehmern
Quelle: vista-images
Am Altmarkt trafen sich drei Sternmärsche
Quelle: vista-images
Auf der Altmarktkreuzung trafen die drei Märsche zusammen. Bereits hier war erkennbar, dass die avisierte Zahl von 4500 Streikenden deutlich überschritten war. Übereinstimmende Schätzungen von Veranstaltern und Medien ergab ein Zahl von rund 7000 Gewerkschaftern, die sich durch die Teilnahme an dieser Aktion für die Durchsetzung ihrer Tarifforderungen einsetzten. Ein - nicht ganz spontaner - Flashmob auf der Kreuzung, bei der sich die Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen auf Rettungsdecken auf die Kreuzung legten, sollte symbolisieren, dass “die Pflege am Boden ist“.
Die Forderung: Angemessene Bezahlung
Quelle: vista-images
Zu diesem Zeitpunkt war, nachdem der ÖPNV wegen der Streikaktionen ohnehin weitgehend ausfiel, auch der Individualverkehr in Kassel zum Stillstand gekommen. Bemerkenswert war, dass zumindest in der Bevölkerung ein Umdenken hinsichtlich der Bedeutung des öffentlichen Dienstes für die Gesellschaft stattgefunden zu haben scheint. Denn es gab auch bei den Autofahrern, die notgedrungen warten mussten, kaum Unmutsäußerungen, aber durchaus Verständnis für die Aktion. Das entspricht der Einschätzung von ver.di-Vorsitzendem Frank Bsirske, der später schilderte, welche negativen Erfahrungen zum Beispiel Berlin mit der Privatisierung des Winterdienstes gemacht habe. Und zum sympathischsten Unternehmen sei in der Bundeshauptstadt bei einer Befragung die öffentliche Stadtreinigung erklärt worden.
In Kassel ruhte der Verkehr weitgehend
Quelle: vista-images
Kritik am Bundesinnenminister
Quelle: vista-images
Rund 7000 marschierten zum Königsplatz
Quelle: vista-images
ver.di-Vorsitzender Frank Bsirske
Quelle: vista-images
Die Abschlusskundgebung fand auf dem Königsplatz statt, der seit dem Weihnachtsmarkt nicht mehr so voll war. “Gut, dass wir den ganzen Platz gemietet haben.“, meinte ein Verantwortlicher von ver.di Nordhessen, als auch nach zehn Minuten immer noch Menschen auf den Platz strömten. Frank Bsirske, der mit den KVG-Mitarbeitern marschiert war, brauchte einige Zeit, bis er sich durch die Menge zur Rednerbühne gearbeitet hat. In seiner rund 40-minütigen Rede bekräftigte er die Forderungen der Gewerkschaft nach 3,5 Prozent Lohnerhöhung plus 100 Euro. “Wir brauchen eine deutliche Reallohnerhöhung mit sozialer Komponente!“, betonte der Gewerkschaftsvorsitzende unter dem lautstarken Beifall der Warnstreikenden.
Die Gewerkschaft zeigt sich kampfbereit
Quelle: vista-images
Die Anforderungen, die an die Arbeitnehmer im öffentlichen Bereich gestellt werden, seien immer höher geworden und “werden nicht angemessen abgegolten“, so Bsirske. “Man soll mit dem, was man verdient, auch anständig über die Runden kommen“, betonte er. Unverständnis äußerte Bsirske ebenso wie andere Redner an der Haltung der öffentlichen Arbeitgeber, die reflexartig die Gewerkschaftsforderungen als “unbezahlbar“ ablehnten. Den Beschäftigten können die miserable Haushaltspolitik, die zur Verschuldung vieler Kommunen geführt habe, zuletzt angerechnet werden. Neben den allgemeinen Tarifforderungen verweis Bsirske auf die Forderungen für Auszubildende, von denen viele unter den Kundgebungsteilnehmern zu finden waren. 100 Euro Erhöhung der Ausbildungsvergütung und eine unbefristete Übernahmegarantie nach erfolgreicher Ausbildung fordert ver.di.
GEW-Landesvorsitzender Jochen Nagel
Quelle: vista-images
Unter den Teilnehmern waren auch Abordnungen anderer Gewerkschaften auszumachen, so der Gewerkschaft der Polizei und der GEW, deren Landesvorsitzender Jochen Nagel eine Grußadresse und die Unterstützung für die Tarifforderungen von ver.di vortrug. Dazu kamen Streikende der Telekom, die sich an diesem Tag den Beschäftigten aus Kommunen und Bundesbehörden angeschlossen hatten. Die Gewerkschaft IG Metall schickte ebenso Abordnungen wie der deutsche Beamtenbund, der die Verhandlungen in Tarifgemeinschaft mit ver.di führt. In Kassel dauerte der Warnstreik den gesamten Tag, Busse und Bahnen blieben in den Depots, Kindergärten, Kliniken und Verwaltungen in der Stadt und den landkreisen liefen in kleiner Besetzung. Am Donnerstag wird der Warnstreik vor allem an den deutschen Flughäfen fortgesetzt werden.
Auch die Busse anderer Betreiber standen
Quelle: vista-images
Gewerkschaft der Polizei war auch dabei
Quelle: vista-images
Auf dem Königsplatz
Quelle: vista-images
Großes Medieninteresse bei der Kundgebung
Quelle: vista-images
Harald Fennel, ver.di Nordhessen
Quelle: vista-images
Matthias Dippel, ver.di Tarifkommission
Quelle: vista-images
Der Königsplatz in Kassel war voll
Quelle: vista-images
Auszubildende fordern Übernahme
Quelle: vista-images
Frank Bsirske spricht zu den Streikenden
Quelle: vista-images
Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von GDN können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.