Kultur

Sensation! Grimmwelt deckt auf: Es waren acht Zwerge!

Grimmwelt Kassel zeigt achten Zwerg


Ausstellung "Der Achte Zwerg" (Quelle: heldmann.photography)
Grimms Märchen
(Quelle: heldmann.photography)
GDN - Als Schneewittchen in das Haus kam und sieben Teller sah, sieben Becher, sieben Betten, war ihr klar, dass dort sieben Zwerge leben musste. Und so erzählte sie es später bei der Hochzeit mit ihrem Prinzen und der Chronistin Dorothea Viehmann. Und so schrieben es die Brüder Grimm auf.
Susanne Völker verkündete die Entdeckung
Quelle: heldmann.photography
Doch heute wissen wir: Es waren nicht nur sieben sondern acht Zwerge! Diese Erkenntnis verdanken wir der unermüdlichen Recherche des Teams um die Leiterin der Kasseler Grimmwelt, Susanne Völker. Heute stellte Susanne Völker dieses sensationelle Ergebnis vor. “Es gab einige Hinweise in dem Märchen der Brüder Grimm, die uns an der seit Jahrhunderten überlieferten, scheinbar unumstößlichen Tatsache der sieben Zwerge zweifeln ließen.“ Es sei ja hinlänglich bekannt, dass es sich bei Schneewittchen um eine sehr neugierige junge Dame handelte, wie ihr Eindringen in das Haus der Zwerge hinreichend belegt. Warum erzählte sie also nur von dem Offensichtlichen, wie den sieben Stühlen? Nicht aber davon, was sie in den Schränken entdeckte? Ob dort noch ein Teller, noch ein Becher stand? Ob noch ein Stuhl in einer Ecke stand?
Auch ein Rudel Wölfe kam aus den Wäldern
Quelle: heldmann.photography
“Dann stießen wir auf eine zeitgenössische Zeichnung eines gläsernen Sarges. Nach der Überlieferung konnte es nur der des scheintoten Scheewittchens seins. Und dieser Sarg hatte auf jeder Seite vier Griffe!“ Ab diesem Moment gab das Team der Grimmwelt keine Ruhe und schwärmte aus in die nordhessischen Wälder. Auf dem Meißner wurden die Nachfahren von Frau Holle, die dort noch immer dem traditionellen Schneemachen nachgehen, befragt. Sie haben von dort oben einen guten Überblick. Und tatsächlich, eine der Nachfahren, Lena Holle, erinnerte sich, vor einigen Jahren bei einem ihrer Streifzüge einen Zwerg getroffen zu haben. “Er sah den sieben Zwergen sehr ähnlich“, erzählte sie. “Aber er wirkte wie ein Rumtreiber, niemand, der lange an einem Ort bleibt.“ Sollte das der Grund gewesen sein, warum Schneewittchen nur sieben der kleinen Männer antraf?
Das Team scheute keine Kletterpartien ...
Quelle: heldmann.photography
Unweit des Dornröschenschlosses im Reinhardswald trafen die unermüdlichen Zwergensucher Herbert Prinz, einen Nachfahren des Ehemanns von Röschen Dorn. “Na klar“, meinte Prinz, “die waren damals doch alle miteinander verwandt. Meine Großmutter hat mir erzählt, wie oft sich mein Urahn und sein Röschen mit Schneewittchen und ihrem Mann zum Doppelkopf getroffen haben.“ Dabei seien sie, wenn sie sich im Waldeckischen trafen, gelegentlich auch im Bergwerksdorf Bergfreiheit auf Besuch im Zwergenhaus gewesen, zu denen Schneewittchen und ihre Ehemann nie den Kontakt verloren hatten. Dort sei, so erinnerte sich Prinz an die Erzählungen, immer mal wieder ein Zwerg aufgetaucht, den die Sieben gut kannten, der aber nicht dort wohnte.
... oder gefährliche Burggräben zu überqueren
Quelle: heldmann.photography
“Das reichte uns. Nun nutzen wir alle Kanäle, um einen Kontakt herzustellen. Eines Morgens, als ich meinen Rechner im Büro anmachte, ploppte ein Mail mit dem Absender der_achte@zwerg.de auf. Mein Freudenschrei erschreckte selbst den Herkules hoch über Kassel.“ schilderte Susanne Völer den ersten Kontakt. Danach ging alles sehr schnell. Es musste Vertrauen aufgebaut werden, der etwas scheue Achte Zwerg, der seinen wahren Namen noch immer nicht nennen will, wollte endlich seine Geschichte erzählen. Als er die Garantien hatte, dass seine Anonymität gewahrt bleiben würde, stand einer Zusammenarbeit nichts mehr im Wege.
Werner Rien (Archimedes Exibitions)
Quelle: heldmann.photography
“Wir bekamen einen ganz neuen Blick auf die Märchen, wie sie die Brüder Grimm erzählt hatten. Endlich hatten wir jemanden, der damals dabei war, der Rotkäppchen, Rapunzel und den Froschkönig und viele andere persönlich kannte. Uns war klar, dass wir diesen neuen Blick auf die bekannten Geschichten bei uns in der Grimmwelt zeigen müssen.“ Weil der “Achte Zwerg“ zwar Mails schreiben kann, aber doch nicht so ganz auf dem Stand moderner Technik ist, arbeitete er mit Archimedes Exibitions zusammen, um seine Sonderausstellung in der Grimmwelt zu realisieren. “Besonders gefallen hat mir die Arbeit mit den Kindern der Tagesstätte Landaustraße. Das war Zusammenarbeit auf Augenhöhe.“, erzählte der Achte Zwerg den Journalisten augenzwinkernd, die am Mittwoch aus aller Welt nach Kassel gekommen waren, um die angekündigte Sensation überall dort, wo Kinder und Erwachsene sich von den Märchen der Brüder Grimm verzaubern lassen.
Eines der wenigen Bilder des Achten Zwergs
Quelle: heldmann.photography
Zur Ausstellung selbst diktierte er den Medienleuten noch in die Notizbücher: “1, 2, 3, 4, 5, 6, 7“¦ und Achtung: 8! Ich weiß nicht, warum ich immer vergessen werde. Vielleicht, weil ich manchmal im Wald spazieren gehe, mir Geschichten ausdenke oder in anderen Märchen vorbeischaue, während meine 7 Kollegen mit wippenden Zipfelmützen zum Bergwerk wandern. Schneewittchens Prinzen habe ich deshalb leider auch verpasst. Er soll aber ganz nett sein.“
Die Grimmwelt in Kassel
Quelle: heldmann.photography
Fotografieren lassen wollte sich der ganz muntere ältere Herr nicht, aber einige Zeichnungen von ihm durften gemacht und auch ausgestellt werden. “Es geht nicht um mich, sondern um all die Geschichten.“, sagt er dazu. “Ich bin viel herumgekommen und kenne mich aus in den Märchen: mit Verwandlungen, Wundern und Zauberschlössern. Große und kleine Besucher nehme ich mit in eine Märchenwelt, die sowohl Erinnerungen weckt als auch Überraschungen birgt. Kommt doch einfach mal vorbei und schaut selbst!“, lädt er in die Sonderausstellung ein, die am Mittwoch eröffnet wurde. Sie ist, wie auch die Dauerausstellung der Grimmwelt, von Dienstag bis Sonntag ab 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, freitags noch zwei Stunden länger. Da der Achte Zwerg etwas Geld für sein neues Leben braucht, nimmt er 5 Euro Eintritt für seine Ausstellung. Für das Doppelte können Besucher auch den Rest der Grimmwelt besuchen und eintauchen in das Leben und Wirken der Brüder Grimm, die einen Großteil ihres Lebens in Kassel verbrachten.
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