Finanzen

Top-Manager will Parallelsystem für Ausbildung von Flüchtlingen

Flüchtling in einer "Zeltstadt"
(Quelle: über dts Nachrichtenagentur)
GDN - Der langjährige Personalvorstand der Telekom, Thomas Sattelberger, hat sich dafür ausgesprochen, ein "Parallelsystem" für die Ausbildung von Flüchtlingen zu schaffen. Es gebe durchaus die Chance, von den 600.000 Flüchtlingen einen "passablen Teil" zu qualifizieren, sagte der Ex-Topmanager im Interview mit dem "Handelsblatt" (Mittwochsausgabe).
"Dazu müssen wir aber komplett neue Wege gehen, denn im Schnitt liegen sie gut vier Schuljahre hinter unseren Schulabgängern – so können sie keine deutsche Lehre absolvieren." Zudem seien viele Flüchtlinge darauf angewiesen, schnell Geld zu verdienen. Konkret schlägt Sattelberger daher eine vom Staat geförderte Teilzeitlehre vor: "Morgens lernen, nachmittags arbeiten oder umgekehrt." Um das in großem Stil zu organisieren müssten sich Unternehmen "von den tradierten Formen der Ausbildung lösen", fordert der Personal-Experte, der bei der Telekom etwa Programme für die Ausbildung von schwächeren Schulabgängern und Teilzeitausbildungen für Alleinerziehende organisierte. Die Bundesagentur für Arbeit und die Kammern müssten die Betriebe dabei unterstützen. Daneben fordert Sattelberger mit Blick auf die schlechte Qualifikation vieler Flüchtlinge eine Stufenausbildung – also die Möglichkeit, kürzere Ausbildungen von einem oder zwei Jahren zu machen. Davon könnten auch Langzeitarbeitslose profitieren. "Das darf aber keinesfalls die bewährte duale Ausbildung kannibalisieren, sondern muss eine Ergänzung sein für die, die sonst scheitern", sagte Sattelberger mit Blick auf die Gewerkschaften und auch das Handwerk, die in der Vergangenheit solche Modelle stets als "Lehre light" bekämpft hatten. Stufenausbildungen gibt es daher zur Zeit nur in Nischen wie etwa der Zeitarbeitsbranche oder in Bayern und Baden-Württemberg für Angelernte ab 25 Jahren.
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