Politik
Peter Maffay - Ein deutscher Popstar auf populistischen Irrwegen
Neue Fans von rechtsaußen
Grundgesetz: "Die Würde des Menschen ..." (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)
GDN -
Peter Maffay, Schlagersänger und Deutschrocker, war bisher eher bekannt als jemand, der sich für Benachteiligte einsetzt. Mit einem Aufruf in der Springerzeitung “Die Welt“ hat er nun gezeigt, dass er auch anders kann. “Klare Warnung an Flüchtlinge“ titelt das Blatt dazu.
Letztes Jahr Pfingsten gehörte Peter Maffay zu den Hauptacts des “Birlikte“-Konzerts anlässlich des zehnten Jahrestags des Bombenattentats in der Keupstraße. Auf die Idee, dass der populäre Deutschrocker sich dazu hergibt, Vorurteile gegen nach Deutschland Geflüchtete zu verbreiten, wäre damals wohl kaum einer der 50.000 Besucher gekommen. Doch genau das hat er in der Zeitung “Die Welt“ gemacht. Denn seine "Warnung" an die Flüchtlinge wird diese kaum interessieren, ist doch Peter Maffay kaum über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Nein, er richtet sich an die deutsche Wohnbevölkerung.
Berufen dazu fühlt er sich offensichtlich, weil auch seine Familie einst von Rumänien nach Deutschland eingewandert ist. Das hat zwar nichts mit den Fluchtgründen und -wegen gemein, die aktuell viele Menschen aus Syrien, Somalia, Eritrea, Pakistan, Afghanistan und anderen Kriegsgebieten dazu bringt, alles zurückzulassen, um ihr Leben und ihre Gesundheit irgendwo in Europa zu retten. Aber so genau muss man das ja nicht nehmen, wenn es darum geht, Stimmungen zu machen. Eine optimistische Grundstimmung hatte Bundeskanzlerin Merkel vor einigen Wochen mit ihrem “Wir schaffen das!“ ausgelöst. Inzwischen ist davon nur noch wenig zu spüren.
Nicht nur Politiker, von denen man nichts anderes erwartet, wie Seehofer oder Herrmann, sondern auch der Grünen-OB Boris Palmer mit seinem “Wir schaffen das nicht!“ versuchen sich daran, Stimmung gegen die Aufnahme Geflüchteter zu schaffen. Und nun auch Peter Maffay. Er stellt die, die nach Deutschland kommen unter Generalverdacht. “Wer seine Religion für besser halte oder Homosexualität nicht akzeptiere, dem müsse man sagen: Sorry, aber du hast hier nichts verloren.", zitiert ihn “Die Welt“. Und er spricht von “Flüchtlingskrise“, als würde die Herausforderung, den Menschen Unterkunft und Verpflegung zu bieten, das reiche Deutschland existenziell gefährden.
Natürlich darf auch bei Maffay das Bild der “Überflutung“ nicht fehlen: "Wenn Sie einen trockenen Schwamm nehmen und Wasser darauf gießen, wird er eine Menge aufnehmen. Aber irgendwann läuft es unten wieder raus.“ Das Bild wird noch unpassender, wenn man berücksichtigt, dass aus Deutschland jährlich 600.000 bis 800.000 Menschen auswandern. Wenn dann 1 Million einwandert, bleibt mal gerade ein Zuwachs von 200.000 übrig - bei einer Wohnbevölkerung von mehr als 80 Millionen! Wie alle populistischen Vereinfacher hat auch Maffay eine einfache Lösung für alle Probleme: "Alle, die hier Asyl suchen, sollten das Grundgesetz vorgelegt bekommen und mit ihrer Unterschrift bestätigen, dass sie es auch gelesen haben.“ Würde man das dahinter stehende Gedankenbild, die Geflüchteten seien überwiegend religiöse Fanatiker, intolerante Machos und Gegner einer freiheitlichen Gesellschaft, einmal voraussetzt, ist der Vorschlag von grenzenloser Naivität geprägt. Wie gut so etwas funktioniert, kann man im Alltag bestens beobachten, wenn alle Regeln, ob Geschwindigkeitsbeschränkungen, Überholverbote usw. von allen, die sie “gelesen“ haben auch strikt beachtet werden. Oder wenn z.B. ein Lehrer, der auf die Verfassung einen Eid geleistet hat, Montag für Montag in Erfurt als Anführer einer Parallelgesellschaft auftritt, die die Werte dieser Verfassung von der Würde aller Menschen über Religionsfreiheit bis hin zur Gewaltenteilung mit den Füßen tritt.
Überhaupt “Parallelgesellschaft“, davor warnt der Musiker: “Was wir nicht verkraften werden, sind Parallelgesellschaften." Aber er meint nicht die der “Pegida“, deren Anhänger sich die Welt so zurecht schnitzen, das sie ihrer Sicht entspricht und die es schon längst gibt, nicht nur in Dresden. Kein Wunder, dass Maffays “Warnung“ nun einer der meistgeteilten Einträge in den diversen rechtsextremen Foren wie “Ich bin Patriot aber kein Nazi“ oder natürlich auch “Pegida“ ist. Ob er sich mit seinen neuen Fans wohlfühlt, ist nicht überliefert. Zwar läuft auf seiner Facebookseite die Debatte um diese Äußerungen, passenderweise unter seinem letzten Eintrag zum aktuellen Album "Es lebe die Freundschaft!" Eine Stellungnahme Maffays dazu gibt es bis jetzt dort nicht.
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