Politik

Mehr als 150.000 in Berlin gegen Freihandelsabkommen mit USA auf der Straße

TTIP- und CETA-Gegner demonstrieren


Demonstrationsspitze auf der Friedrichstraße (Quelle: heldmann.photography)
Volle Straßen rund um das Regierungsviertel
(Quelle: heldmann.photography)
GDN - Von 250.000 Teilnehmern sprechen die Veranstalter der größten Demonstration in Deutschland seit den Auseinandersetzungen um die NATO-Nachrüstung in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts. Ein breites Bündnis hatte aufgerufen.
Vor dem Reichstag Forderung nach Demokratie
Quelle: heldmann.photography
Es war ein eindrucksvolles Bild, das sich am Samstag rund um das Regierungsviertel in Berlin bot. Mit fünf Sonderzügen, 600 Bussen und selbst organisiert waren Menschen aus ganz Deutschland in die Hauptstadt gereist, um ihren Protest gegen die geplanten transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP und CETA mit den USA und Kanada auszudrücken. Unter dem Slogan “TIP & CETA STOPPEN! - Für einen gerechten Welthandel!“ hatten neben den üblichen Kampagnenorganisationen Campact und Attac auch DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften, BUND und andere Naturschutzorganisationen, der Deutsche Kulturrat, kirchliche Organisationen und eine Reihe weiterer zur Teilnahme aufgerufen. Aber auch andere, die nicht zum Veranstalterbündnis gehörten, hatten in den letzten Wochen mobilisiert, darunter auch rechtspopulistische bis -radikale wie AfD oder Pegida.
C. Bautz (Campact) eröffnet Abschlusskundgebung
Quelle: heldmann.photography
Mit einer so großen Zahl an Menschen hatten wohl auch die Veranstalter nicht gerechnet. Offiziell war in den Tagen vor der Demonstration von 50.000 die Rede, die stillen Hoffnungen bewegten sich in Richtung 100.000. Ob es die Viertelmillion waren oder die von der Polizei geschätzten 150.000 weiß niemand. Tatsache ist jedoch, dass wegen des riesigen Andrangs die Berliner S-Bahn den Haltepunkt im Hauptbahnhof kurzfristig und zum Ärger vieler Reisender, die wegen der derzeitigen Streckensperrung der Stadtbahn für den Regional- und Fernverkehr ihre Züge nur mit der S-Bahn erreichen konnten, schließen musste. So waren neben den Demonstranten auch viele Reisende mit ihren Rollkoffern unterwegs, die zu Fuß von den Stationen Bellevue oder Friedrichstraße zum Hauptbahnhof pilgerten. Denn dort, ausgerechnet auf dem “Washington Platz“, startete die Demonstration, die sich dann rund um Kanzleramt und Reichstag zur Siegessäule bewegte. Während dort um 14.30 Uhr die Abschlusskundgebung schon längst begonnen hatte, waren noch immer Teilnehmer auf den Straßen unterwegs. Bevor die letzten die “Straße des 17. Juni“ am Brandenburger Tor erreichten, waren die ersten schon wieder unterwegs zur S-Bahn, um nach Hause zu fahren.
Antiamerikanismus als gemeinsamer Nenner
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Die Rednerinnen und Redner betonten, es gehe beim Protest um mehr Demokratie und Transparenz und eine gerechte Weltordnung, nicht aber gegen freien Handel an sich und auch nicht gegen die USA. Deshalb waren mit Ben Beachy als Redner und dem Musiker David Rovics zwei US-Amerikaner im Programm. Unter den Teilnehmern der Demonstration hingegen war antiamerikanische Kritik hingegen weit verbreitet, ob ein als Teufel dargestellter Barack Obama, der die deutsche Bundeskanzlerin einfängt oder in vielfältiger Variation dargestellt das bösartige US-Finanzkapital. Ebenso beliebt waren Plakate, die deutsche und EU-Politiker als käuflich diffamierten.
Dr. Gesine Schwan
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Die Redner, darunter die Vorsitzenden von DGB, Reiner Hoffmann, und BUND, Dr. Hubert Weiger, und die einstige Kandidatin um die Bundespräsidentschaft und SPD-Politikerin Dr. Gesine Schwan, bemühten sich bei aller Kritik um eine differenzierte Betrachtung der Handelsbeziehungen. Zwar wurden Nivellierungen von Sozial-, Umwelt- und Rechtsstandards nach unten ebenso abgelehnt wie die allerdings auch von der EU-Kommission schon längst verworfenen privaten Schiedsgerichte abgelehnt, nicht aber grundsätzlich Abkommen zu Handelsbeziehungen. Das dürften viele der Radikalkritiker vor der großen Bühne anders sehen, für sie sind solche Handelsabkommen das Böse an sich, wie sie auf ihren Plakaten und Transparenten deutlich mitteilten. Weitere Fotos finden Sie in unserer Fotogalerie.
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