Politik

Neonazis machen deutschlandweit mobil gegen Flüchtlingsunterkünfte

Adressensammlung mit Google Maps


"Die Fremden" von Thomas Schütte (Quelle: heldmann.photography)
Google Maps als Medium zur Flüchtlingshetze
(Quelle: Screenshot Google Maps)
GDN - Freital ist inzwischen zum Synonym für die lautstarke Hetze von Wutbürgern, Neo- und Altnazis und anderen Kulturrassisten gegen Flüchtlinge in Deutschland geworden. Dort versammelt sich der Mob vor Flüchtlingsunterkünften. Die Neonazis von “Der III. Weg“ mobilisieren jetzt bundesweit.
Aktion der Neonazi-Partei "Der III. Weg"
Quelle: Screenshot Internet
Wie kürzlich im Internet aufgedeckt wurde, werden mittels Google Maps unter dem Slogan “Kein Asylbewerberheim in meiner Nachbarschaft“ gezielt deutschlandweit Adressen von Flüchtlingsunterkünften gesammelt. Allein das Motto macht schon sichtbar, um was es geht, nämlich nicht darum, Menschen, die in großer Not ihre Heimat und Familien verlassen und sich auf einen gefährlichen und oft auch teuren Weg in eine erhoffte bessere Zukunft gemacht haben, willkommen zu heißen. Das Gegenteil ist der Fall. Wie in Freital, Meißen oder anderen Orten, wo es in letzter Zeit zu Über- und Angriffen gegen Flüchtlinge und deren Unterkünfte gekommen ist, soll offensichtlich an möglichst vielen Orten der Boden für solche Attacken bereitet werden. Wo so etwas hinführt, dürfte vielen noch in Erinnerung sein, die sich an die Vorgänge in 1990er Jahren erinnern.
Aus der Homepage von "Der III. Weg"
Quelle: Screenshot Internet
Dahinter steckt nach Recherchen eine Organisation, die sich seit einiger Zeit als neue Sammlungsbewegung von Neonazis in der Öffentlichkeit präsentiert, sie nennt sich “Der III. Weg“. Sie verweist auf ihrer Homepage auf die Karte und die von ihr initiierte Kampagne. Gegen Flüchtlinge hat sie bereits im letzten Jahr gehetzt, wie zum Beispiel im nordhessischen Eschwege, wie damals die regionale Zeitung HNA berichtete. Unter den auf der Homepage veröffentlichten Ziele finden sich klare, dem Neonazismus zuzuordnende Punkte wie zum Beispiel: “Schaffung eines Deutschen Sozialismus“, “Raumgebundene Volkswirtschaft“ oder “Ziel ist die friedliche Wiederherstellung Gesamtdeutschlands in seinen völkerrechtlichen Grenzen. Und selbstverständlich ist dort auch die übliche rassistische Hetze zu lesen: “Zur Beibehaltung der nationalen Identität des deutschen Volkes sind die Überfremdung Deutschlands und der anhaltende Asylmißbrauch umgehend zu stoppen.“
"Leitfaden" als Kampfschrift gegen Flüchtlinge
Quelle: Screenshot Internet
Dazu hat “Der III. Weg“ einen so genannten “Leitfaden“ erstellt, der als Kampfschrift zur, wie es auf der Seite heißt, “Verhinderung/Behinderung solcher Heime“ zum Download angeboten wird. Scheinbar will “Der III. Weg“ das Vakuum füllen, das nach dem Niedergang von “Pegida“ und dem Dahinsiechen der NPD entstanden ist und sich als Wortführer der dumpfen, niederen Vorurteile gegen alles Fremde und Unbekannte aufbauen. Dass das durchaus funktionieren könnte, sieht man nicht nur an der gut gefüllten Karte bei Google Maps, wo neben den detaillierten Adressen auch weitere Informationen, wie “Für minderjährige Asylanten“ und ähnliches, eingetragen worden sind.
Diese Unterkunft wurde am Wochenende beschossen
Quelle: Screenshot Google Maps
Internetaktivisten, die solche rassistischen Aktivitäten beobachten, veröffentlichen und dagegen vorgehen, haben inzwischen dazu aufgerufen, die Karte bei Google als “unangemessene Inhalte“ zu melden. Am Freitag wurde bekannt, dass Google reagiert und die Karte gelöscht hat. Die Karte ist damit nicht mehr verfügbar als Quelle für diejenigen, die ihre menschenfeindliche Hetze vor Flüchtlingsunterkünften organisieren wollen. Kürzlich kam es in Böhlen bei Leipzig zu einem Vorfall, wo bisher nicht ermittelte Täter mehrfach auf eine Flüchtlingsunterkunft schossen; die Adresse dieser Unterkunft fand sich mit dem Hinweis “über 100 Asylanten sind hier einquartiert“ ebenfalls auf der braunen Karte.
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