Politik
Documentastadt Kassel heißt alle Menschen willkommen
2000 demonstrieren für Weltoffenheit
Kundgebung für Weltoffenheit in Kassel (Quelle: heldmann.photography)
GDN -
Seit Wochen demonstriert in Kassel eine kleine Gruppe unter der Bezeichnung “Kagida“ bzw. neuerdings “Pegida Kassel“ gegen Fremde allgemein und Muslime im Speziellen. Wie schon einmal im Dezember zeigten nun erneut mehr als 2000 Kasseler, dass die Stadt weltoffen ist.
Im Dezember hatten die Kasseler Stadtverordneten in einem einstimmigen Beschluss einen Appell für Weltoffenheit und Toleranz gefasst. Bereits damals demonstrierten mehr als 2000 Bürgerinnen und Bürger, um zu zeigen, dass in der Documentastadt Menschen jeder Herkunft und Religion willkommen sind. Nun versammelten sich erneut eine ähnliche Anzahl Kasseler aus gleichem Anlass vor dem Rathaus der Stadt. Aufgerufen hatten unter anderem SPD, CDU, Grüne, FDP, Oberbürgermeister Hilgen, der Ausländerbeirat und viele weitere Unterzeichner. “Die Linke“ hatte den Aufruf nicht unterstützt, es waren jedoch auch Fahnen dieser Partei bei der Kundgebung zu sehen. Mit Blick auf die von der Kasseler AfD mit getragenen rassistischen Kundgebungen von “Kagida“ heißt es in dem Aufruf unter anderem:
“Wir wenden uns gegen den Missbrauch von Ängsten in der Bevölkerung für politische Zwecke radikaler Parteien und Gruppierungen wie KAGIDA. Diesem Zusammenschluss auch aus rechtsextremen und ausländerfeindlichen Kleingrüppchen und Einzelpersonen geht es nicht um den Austausch von Argumenten, sondern in Teilen gezielt um die Verächtlichmachung von Flüchtlingen, Zuwanderern und deren Religionsausübung. Über das Zeichnen eines diffusen Angstbildes erhoffen sie sich Zulauf, ähnlich der AfD, die jetzt offensichtlich auch auf dieser Welle mitmachen möchte. Ein breites Bündnis aus Kasseler Parteien, den Religionsgemeinschaften, dem Deutschen Gewerkschaftsbund, dem Ausländerbeirat und weiteren Verbänden lehnt diese Gruppierung entschieden ab. Wenn sich Menschen ernsthaft Sorgen über extrem radikale und verfassungsfeindliche Tendenzen machen, müssen alle demokratischen Kräfte diese ernst nehmen und deswegen sprechen wir uns auch gegen die pauschale Diffamierung von Menschen aus, die auf Demonstrationen ihr Recht auf freie Meinungsäußerungen ausüben. Das menschenverachtende Gedankengut KAGIDAs ist in Kassel nicht erwünscht und wir wollen ihre Propaganda nicht hören. Aber was den Ablauf von deren Kundgebungen angeht, halten wir uns an das Grundgesetz und das hohe Gut der Demonstrationsfreiheit.
Auf der Kundgebung sprachen neben dem Oberbürgermeister der Stadt und der hessischen Justizministerin Eva Kühne-Hörmann, als Repräsentanten der drei großen Religionen Ilana Katz (Jüdische Gemeinde), Mahmut Eryilmaz (Muslimische Gemeinden und Aleviten), Barbara Heinrich (Evangelische Kirche). Außerdem sprachen Vertreter von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden und der Zivilgesellschaft, wie Unipräsident Postlep und der Chef der Caricatura in Kassel, Sonntag. Sie alle betonten, dass alle Menschen in der Stadt willkommen sind. Hilgen erinnerte daran, dass Artikel 1 der Verfassung die Würde der Menschen “und nicht allein die der Deutschen“ für unantastbar erklärt. Gleichzeitig betonten sie die Bedeutung der freien Meinungsäußerung, die auch das Recht einschließt, dass die Gegner von Toleranz und Mitmenschlichkeit auch ihre Meinung äußern dürfen, solange sie nicht gegen die Gesetze verstößt.
Die sich inzwischen als “Pegida Kassel“ umfirmierte Kundgebung der Islamfeinde hatte ihre sonst montags stattfindende Kundgebung auf Sonntag vorverlegt. Unter kritischer Begleitung von mehr als 200 Gegendemonstranten hatten sich rund 50 Teilnehmer ebenfalls vor dem Rathaus getroffen. Als Hauptredner sprach der bekannte Islamhetzer Zahid Khan, der sich selbst als “Erlöser“ bezeichnet und tatsächlich Beifall für seine kruden Thesen bekam.
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