Finanzen

Hintergrundinformationen zur aktuellen Euro- und Weltwirtschaftskrise

Schlimmer als alles bisher dagewesene?


Bildmontage (Quelle: Roland Kreisel)
GDN - Die Gefahr, dass die europäische Wirtschaft demnächst in den Abgrund abrutscht, ist noch immer hoch aktuell und nach wie vor nicht überwunden. Denn das Gegenteil ist der Fall, darin sind sich gleich mehrere Ökonomen und Wirtschaftsbeobachter einig.
Der wichtigste Hinweis auf einen neuen Höhepunkt der Eurokrise ist, dass aus dem Ausland kein finanzielles Kapital mehr nach Europa fließt. Wirtschaftsprofessor und Anlageberater Max Otte erklärte unlängst, dass wir “vor einer neuen, wahrscheinlich schlimmeren Krise stehen.“ Auch Angela Merkel kann die Wahrheit nicht mehr verleugnen und erklärte am vergangenen Donnerstag, dass “die Krise noch nicht dauerhaft, noch nicht nachhaltig überwunden ist.“
Diese Krise könnte jedoch weit schlimmer ausfallen, als alle bisher da gewesenen Krisen, zumindest aber heftiger ausfallen als die von 2008. Denn wir haben heute eine ganz andere Ausgangssituation, als zum Beispiel bei der Krise von 2008. Denn jetzt stehen nicht nur die zu hohen Staatsschulden im Vordergrund, sondern die generelle schwache Konjunktur gleich mehrerer wichtiger Euroländer, zudem steigt die Gefahr einer Deflation immer höher.
So standen 2008 noch EU-Peripherieländer wie zum Beispiel Spanien, Portugal und Irland im Fokus der negativen Entwicklung, doch die momentanen Sorgenkinder sind Euroländer wie Frankreich, Deutschland, Österreich und Italien. Speziell Deutschland und Frankreich sind die Hauptmotoren der europäischen Wirtschaft. Kurz gesagt, in den stützenden europäischen Volkswirtschaften ist Sand im Getriebe.
Bestätigt wird die bedrückende Entwicklung der deutschen Wirtschaft vom aktuellen Ifo-Index. So gab im Oktober der Ifo-Geschäftsklimaindex schon zum sechsten Mal in Folge rapide nach. Der derzeitige Rückgang ist zudem noch drastischer ausgefallen, als Experten vermutet hatten. Sie schätzten einen Rückgang von 104,7 auf 104,5 Punkte. Doch der Ifo-Index ist auf 103,2 Punkte gefallen, ein Zweijahrestief. Ifo-Chef Hans-Werner Sinn erklärte, “dass vor allem die Stimmung in der Industrie deutlich eingetrübt ist.“ Deutsche Unternehmen schätzen die aktuelle Lage sowie die Zukunftsaussichten als sehr schlecht ein.
Ein Zusammenbruch oder eine Stagnation, wie zum Beispiel der französischen oder der deutschen Volkswirtschaft, würde sich sehr viel stärker auf die gesamte Eurozone auswirken, als ein Zusammenbruch von Griechenland oder Spanien. Seit 2008 haben sich jedoch Spanien, Portugal und Irland einigermaßen erholt, nur Griechenland hat nach wie vor ein Problem.
Die gegenwärtigen Gewinner dieser Situation sind die USA, denn es fließt europäisches Kapital nach Amerika. Doch dies ist auch eher kurzzeitig zu betrachten, denn das Risiko einer Weltwirtschaftskrise war seit mehreren Jahrzehnten nicht so hoch wie es zurzeit ist. Die Krise kann sich also sehr leicht und sehr schnell auf die USA und andere Länder ausbreiten.
Ein weiteres Problem ist natürlich auch die Niedrigzinspolitik der EZB. Doch die EZB kann jetzt den Leitzins nicht so einfach anheben, denn dadurch würde man Schuldenschnitte, Staatsbankrotte oder einzelne Austritte aus der Euro-Zone heraufbeschwören.

Eine weitere Verstärkung der Krise würde natürlich auch die Banken in Mitleidenschaft ziehen. Denn beim aktuellen Banken-Stresstest der EZB wurde die Möglichkeit einer Deflation nicht berücksichtigt. Zudem kommt, dass viele der getesteten Banken nur grade mal so durchgekommen sind, obwohl es ein Light-Test gewesen ist. Die generelle Lage spitzt sich also immer weiter zu und ein Ausweg oder eine Lösung sind nicht in Sicht.
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