Finanzen

Gesamtmetall-Chef warnt vor De-Industrialisierung

Industrieanlagen
(Quelle: über dts Nachrichtenagentur)
GDN - Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Rainer Dulger, hat vor einer De-Industrialisierung in Deutschland gewarnt. "In vielen deutschen Unternehmen liegen die Investitionen innerhalb Deutschlands unter den Abschreibungen. Das sind erste Anzeichen für De-Industrialisierung. Viele bauen neue Werke eben nicht hier, sondern woanders", sagte Dulger der "Welt".
"Wir haben in vielem das Maximum ausgereizt und das schlägt auf die Wettbewerbsfähigkeit zurück", so Dulger. Über die Jahre seien in der Metall- und Elektroindustrie vor allem die unteren Lohngruppen zu hoch geworden. "Wenn wir neue Produktreihen entwickeln, dann schauen wir auf Deutschland und sehen die klaren Standortvorteile. Qualifikation, Effektivität, Produktivität. Aber es gibt auch eine ganze Reihe von Dingen, die machen wir in Deutschland nicht mehr. Lohnintensive Tätigkeiten etwa", so Dulger. Auch die qualifizierten Tätigkeiten seien inzwischen betroffen. "Vor allem größere Unternehmen bauen inzwischen auch Entwicklungsabteilungen beispielsweise in Singapur oder China auf", so der Gesamtmetallchef. Das Gefährliche sei, dass das "völlig geräuschlos" gehe. "Es wird nicht mehr im eigentlichen Sinne verlagert, weil jedes Unternehmen heute sowieso schon im Ausland vertreten ist. Es wird dann halt ausschließlich dort investiert, ohne, dass das irgendjemand mitkriegt. Nur wenn Sie auf die Investitionszahlen blicken, sehen Sie diese Entwicklung", erklärte Dulger. "Alles, was unsere Wettbewerbsfähigkeit schwächt, ist hochgradig gefährlich. Das beinhaltet ausdrücklich kurzfristige Geschenke an die Wähler, die dann dauerhaft höhere Steuern und Arbeitskosten bedeuten werden." Der Gesamtmetall-Chef kritisierte in diesem Zusammenhang die Rente mit 63. "Es ist einfach das falsche Signal zu sagen: Die Älteren können früher gehen. Wir brauchen sie dringend. Eine längere Lebensarbeitszeit ist die einzig richtige und gerechte Antwort auf den demographischen Wandel. Davon abzukehren heißt, die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen". Dulger betonte zudem, er wolle beim Thema Werkverträge eine Lösung mit der IG Metall finden. Die Gewerkschaft möchte bei der Vergabe von Werkverträgen ihre Betriebsräte mitreden lassen und dazu die Mitbestimmung ausweiten. Dagegen wehrt sich Dulger jedoch. "Wir wollen den Streitpunkt schlicht beilegen, damit die IG Metall ihre Kampagne beenden kann. Eine Ausweitung der Mitbestimmungsrechte wird es nicht geben." Der Gesamtmetall-Chef sieht überdies keine Notwendigkeit für eine Debatte über familienfreundlichere Arbeitszeiten. IG Metall-Vitze Jörg Hofmann hatte dazu eine 30-Stunden-Woche ins Gespräch gebracht. "Man kann immer noch besser werden", sagte Dulger. "Unsere Unternehmen finden mit ihren Mitarbeitern schon passende Lösungen - was zeigt, dass so etwas individuell und betrieblich geregelt werden muss." Den Plänen der Großen Koalition, den Anspruch von der Rückkehr von Teilzeit auf Vollzeit einzuführen, erteilte er eine Absage. "Die Flexibilisierungsmöglichkeiten reichen aus, wir sehen hier keinen Handlungsbedarf."
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