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DKB Handball Bundesliga: Melsungen siegt im Spitzenspiel

30:29 Sieg gegen den THW Kiel


Sellin trifft für Melsungen (Quelle: heldmann-images)
Siegesfreude und Dank an die Fans
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GDN - Gehofft hatten sie es vielleicht, die Spieler, Fans und Funktionäre der MT Melsungen, dass sie dem Spitzenreiter Kiel einen Sieg abringen könnten. Aber damit gerechnet hat wohl keiner der 4300 in der Halle. Doch nach 2012 klappte es erneut, knapp zwar, aber absolut verdient.
Noch lachen die Fans der Zebras aus Kiel
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Nachdem die MT Melsungen am Mittwoch durch einen Sieg gegen Göppingen zum zweiten Mal in Folge ins Final Four einzog, gelang den Nordhessen nur drei Tage später in der mit 4.300 Zuschauern ausverkauften Rothenbach-Halle das nächste Husarenstück. In einem lange Zeit überlegen gestalteten Spiel und mit ständigen Führungen bis in die Schlussphase hinein behielt die Mannschaft von Trainer Michael Roth mit 30:29 die Oberhand. Eine Schwächephase gegen Ende des Spiels hätte den Erfolg fast noch entgleiten lassen. Doch nicht zuletzt ein überragender Mikael Appelgren lieferte die Grundlage für das gute Ende seitens der MT.
Michael Allendorf traf acht Mal für Melsungen
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Mit Fehlwürfen auf beiden Seiten begann die Partie sehr nervös. Die zweiten Versuche klappten jeweils besser; Philipp Müller brachte die Hausherren in Führung, Rene Toft Hansen glich umgehend aus. Weil die MT noch so ihre Probleme mit der beweglichen THW-Abwehr hatte, endeten die nächsten beiden Angriffe wieder in Ballverlusten, die Filip Jicha und Ekberg zur 3:1-Führung nutzten. Ohne jedoch bei den Bartenwetzern Wirkung zu erzielen. Die glichen ihrerseits durch Michael Allendorf und Felix Danner wieder aus. Und nach Jichas zweitem Treffer versetzten Michael Müller, sowie erneut Michael Michael Allendorf und Philipp Müller die Zuschauer in Verzückung: Melsungen führte nach zwölf Minuten gegen den hohen Favoriten mit 6:4.
Jicha im Angriff für Kiel
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Noch überraschender war, dass die Begegnung danach vollkommen ausgeglichen blieb. Dafür sorgten vor allem die Torhüter. Sowohl Appelgren als auch Sjöstrand zeichneten sich mehrfach aus. Und da die Melsunger Angreifer auch ihren Respekt ablegten, blieb ihr Vorsprung bis zum 8:6 (16.) erhalten. Nach einer Kieler Auszeit ergoss sich eine Strafzeitenflut über beide Teams. Phasenweise standen fünf Melsungern nur noch vier Kieler entgegen. Die allgemeine Unruhe nutzte aber diesmal nicht dem abgebrühten Tabellenführer, sondern dem Jäger MT. Johannes Sellin (zweimal) und Felix Danner erhöhten den Abstand auf vier Tore (12:8, 24.), was Gislasson zur zweiten Auszeit noch vor der Halbzeit zwang.
Kein Durchkommen für Vujin
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Danner unsanft gelegt
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Der Ball ist drin
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Patrik Fahlgren
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Und auch die fruchtete zunächst nicht. Denn nach Aron Palmarssons Treffer bauten Allendorf und Michael Müller unter dem ohrenbetäubenden Jubel ihrer Anhänger sogar auf 14:9 aus (27.). Um dann aber für eine kurze Zeit die Konzentration zu verlieren. Zwei, drei unbedachte Aktionen, die in Ballverlusten resultierten, nutzten Palmarsson, Ekberg und Jicha innerhalb 80 Sekunden zu drei Toren und dem 14:12-Anschluss. Was wiederum Michael Roth zum TimeOut zwang, um das bis dahin Erarbeitete nicht vollends herzuschenken. Mit Erfolg, da sich seine Spieler wieder fingen, durch Fahlgren zuschlugen und beinahe sogar noch einen draufgelegt hätten. Doch Fahlgren verlor das Leder an Dominik klein, und Michael Müller konnte den Tempovorstoß von Wiencek nach Ansicht der Referees nur durch eine unfaire Aktion am Abschluss hindern. Die Folge: zwei Minuten Strafe gegen den Melsunger und Marko Vujin verwandelte den zusätzlich verhängten Siebenmeter sicher zum Pausenstand von 15:13.
Johannes Sellin, MT Melsungen
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Nach dem Seitenwechsel drehte MT-Spielmacher Fahlgren auf. Übernahm erst Verantwortung bei angezeigtem passivem Spiel, tankte sich dann unwiderstehlich durch die Zebra-Deckung an den Kreis und netzte zweimal ein. Zwar jeweils beantwortet mit einem Kieler Treffer, aber mit nachhaltiger Wirkung für das rot-weiße Selbstvertrauen. Allendorf und Sellin schlossen Tempogegenstöße erfolgreich ab, Appelgren mauserte sich zum Schreckgespenst für Vujin, Ekberg und Jicha. Philipp Müller drehte auf und jagte zwei Bälle mit solcher Wucht ins Netz, dass Palicka kaum reagieren konnte. Und als Johannes Sellin auf Rechtsaußen mustergültig freigespielt wurde und zum 23:18 traf, glich die Rothenbach-Halle einem Tollhaus.
Kiel blieb bis zum Ende gefährlich
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Die dritte und letzte Auszeit sollte es richten für den Rekordmeister. Sjöstrand kam zurück zwischen die Pfosten, war zwar gegen Fahlgren machtlos, parierte dann aber gegen Michael Müller. Und gab seinen Angreifern damit die Möglichkeit, wieder auf drei Tore aufzuschließen (24:21, 44.). Ein kurzes Intermezzo nur, weil Stenbäcken und Allendorf per Siebenmeter den alten Abstand herstellen konnten. Beim THW hatte sich längst Nervosität eingeschlichen, was deutlich an den ausgelassenen Großchancen von Jicha (Latte und vergeben gegen Appelgren jeweils bei freien Gegenstößen) abzulesen war. Aber auch die MT bekam wieder Manschetten vor der möglichen Überraschung. Zwei ungenaue Pässe von Michael Müller, zwei weitere Gegenstöße über Christian Zeitz und Dominik Klein, und die norddeutsche Fraktion auf der Tribüne bekam wieder Oberwasser.
Ein Spitzenspiel in ausverkaufter Halle
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Der Melsunger Vorsprung schmolz zusammen, woran auch die letzte Auszeit von Trainer Michael Roth nichts ändern konnte. Die Zebras knabberten Tor um Tor vom Rückstand ab, weil den MT-Angriffen die Durchschlagskraft fehlte. Zwar hielt die Abwehr im Positionsspiel der Kieler noch dagegen, das Umschalten nach vorn klappte aber nicht mehr. War tatsächlich einmal wieder ein Ball erobert, ging der anschließende Pass nach vorn an den Gegner oder ins Seitenaus. Und plötzlich war aus dem fünf Tore Vorsprung ein Gleichstand mit 28:28 geworden. Sollte es Kiel - wieder einmal - schaffen, ein scheinbar schon verlorenes Spiel noch zu kippen?
Melsunger blockt
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Doch die MT kam noch einmal zurück. Mit Glück zwar, weil Fahlgrens Ball Kiels Sjöstrand durchrutschte. Aber Appelgren hielt ganz stark gegen Vujin und Ekberg, auf der anderen Seite trafen Malte Schröder und schließlich Sellin aus fast unmöglichem Winkel- 30:28! Ekbergs Treffer in der Schlusssekunde änderte nichts mehr am Erfolg der Nordhessen. Sie entfachten damit in der Rothenbach-Halle ein grandioses Jubelfest wie noch nie zuvor in ihrer fast neunjährigen Erstligazugehörigkeit. Die Kulisse feierte die abgekämpften Helden in Rot-Weiß minutenlang mit Standing Ovations. Und die überglücklichen Spieler mobilisierten die letzten Kräfte für ein Siegestänzchen auf dem Spielfeld.
Die Trainer bei der Pressekonferenz
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Stimmen zum Spiel Michael Roth (MT Melsungen): Heute ist eine englische Woche zu Ende gegangen, die man sich nicht besser erträumen kann. Am Mittwoch war der Druck auf uns schon groß und wir haben viel Kraft gelassen. Deshalb haben wie am Donnerstag regeneriert und auch am Freitag nur eine Einheit trainiert. Mit Philipp Müller im Innenblock hat es heute hervorragend geklappt, das hat sich als guter taktischer Schachzug erwiesen. Wir haben heute guten Handball gespielt, mit Ausnahme der letzten zehn Minuten. Da hatten wir Schwierigkeiten, noch freie Räume zu finden. Aber Mikael Appelgren hat uns heute hervorragend geholfen und immer in den richtigen Momenten ganz wichtige Bälle gehalten. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, die einen geilen Charakter hat und richtig gut Handball spielen kann. Alfred Gislason (THW Kiel): Glückwunsch an Melsungen zum Sieg. Das war ein knappes Spiel, und ich muss mein Team trotz der Niederlage loben. Melsungen hat lange Zeit besser gespielt als wir, und wir haben auch viele Gelegenheiten ausgelassen. Haben uns dann aber über eine funktionierende 3-2-1-Deckung zurückgekämpft, bevor wir in der Schlussphase dreimal an Appelgren gescheitert sind. Es ist schwer zu sagen, ob ein oder zwei Punkte für uns heute verdient gewesen wären. Natürlich bin ich mit einigen Dingen nicht zufrieden. Schwerer wiegt aber die erneute Verletzung von Rasmus Lauge. Das sieht aus wie eine Verletzung am Kreuzband und ist sehr, sehr bitter für ihn.
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